Mittwoch, 1. April 2009

Far Cry 2 und die Eisenbahn

Ist es nicht wunderbar, wenn Videogames ein soziales Umfeld simulieren und den Zockenden eine (fast) beliebig erkundbare Umgebung präsentieren? Far Cry 2 nimmt einen ordentlichen Bissen von Grand Theft Auto - und versucht ausgerechnet jene Brocken Spielfleisch zu verdauen, die verdorben sind. Bah!

Es ist ja ganz, ganz toll, wenn man beliebig durch die Gegend brettern kann, aber wäre es nicht nett, wenn das Ganze einen Sinn bieten würde, statt nur das Gameplay künstlich zu verlängern? Wird die Landschaft durch gelegentliche Wachposten aufgepeppt, deren gesichtslose Belegschaft schon wieder von den Toten aufersteht, wenn der Protagonist mal kurz in eine andere Richtung blickt? Nee.
(In aller Fairness: das ist ein wenig übertrieben, aber dennoch so nah an der Wahrheit, dass es nicht mehr lustig ist.)

Und die "Buddies", jene Pappkameraden, die man in Far Cry 2 zur Seite bestellt bekommt? Man darf für/mit diese/n Missionen bestehen, damit sie den Protagonisten lieb(er) haben, wow. Da wachsen einem diese Karikaturen richtig ans Herzchen. Schade nur, dass ein Wort die komplette Handlung beschreiben kann:

Eisenbahn.

Wer Rollenspiele jenseits der Konsole / des PCs betreibt, wird vielleicht den Ausdruck "railroading" kennen: der Spielleiter fährt die Rollenspielenden von Plot-Station zu Plot-Station, ohne dass diese wirklich Einfluss auf die nächste Station nehmen können. Willkommen bei Far Cry 2!
Ziemlich genau in der Mitte des Spiels werden die bisherigen "Buddies" mal eben aus dem Weg geräumt. Mit Gewalt, versteht sich. Und schon geht wieder alles von vorne los.

Hinzu kommt die denkbar widerwärtigste Moral in einem Videospiel, die man sich vorstellen kann. Denn: es gibt keine. Der Protagonist befindet sich in einem afrikanischen Krisengebiet, um einen Waffenhändler hochzunehmen - so weit, so lala. Zwar begegnet er ihm kurz (auf der Eisenbahn, s.o.), doch dann ist der Waffenschieber auch schon wieder untergetaucht (bzw. er läßt den Protagonisten leben, schließlich hat er sich mit Malaria infiziert - da wäre wohl jede Kugel zu schade). Und wie sucht man ihn im folgenden? Indem man alle Missionen, gleich welcher Art, egal von wem, annimmt. Eine verzerrte Stimme befiehlt, jemanden zu ermorden? Wird gemacht, ich hab gerade Zeit.

Abschließend: Malaria? Ganz großes Kino. Bleibt zu hoffen, dass sich Sims 3 von dieser Genialität eine fettige Scheibe abschneidet und das Gameplay durch solch bahnbrechende Spaßgranaten wie Syphilis bereichert.

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